erschienen in Kommunikaze 13, Februar 2005
Es rieselte weiß auf die frischen Knospen. „So wird das nichts,“ rief Gott verärgert, „Schnee ist kein Puderzucker. Jetzt sage ich es dir zum allerletzten Mal, Johannes: Mach denen da unten gefälligst normales Wetter! Welches Wetter dran ist, kannst du dem Dienstplan entnehmen, den Petrus neben dem Schalttableau angepinnt hat. Da steht Regen und 10°C für das östliche Mitteleuropa und nicht Schnee und 3°C.“ Schon begann er einige Entscheidungen zu bereuen. Erstens: Petrus auf eine dreiwöchige Mission auf die Erde geschickt zu haben. Zweitens: den Stümper Johannes zu seinem Stellvertreter ernannt zu haben.
Petri Mission auf der Erde lief auch nicht wirklich nach Plan: Zeitweilig brach der Kontakt zu ihm ganz zusammen. Nach allem, was Gott von oben her erkennen konnte, schien sich Petrus nicht die Bohne für seine Mission zu interessieren. Sein Auftrag lautete, Papst Johannes Paul II. auf seine letzte Reise abzuholen und zum Himmel zu begleiten. Während fast alle Erdenbürger von Gevatter Tod auf den letzten Weg gebracht wurden (es sei denn, sie hatten das 12. Lebensjahr noch nicht vollendet und waren dabei kleiner als 1,60m geblieben oder sie waren zu einem beliebigen Zeitpunkt ihres Lebens Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika), hatte die katholische Kirche mit Gott den Deal ausgehandelt, dass immer ein himmlischer Gesandter den höchsten Stellvertreter Gottes auf Erden zu seiner letzten Reise abholen müsse. Im Gegenzug garntierte sie, Gottes Herrschaft auf Erden notfalls auch gewaltsam durchzusetzen. Obwohl sie ihrem Versprechen schon lange Jahrhunderte nicht mehr nachkam, hatte sich das Prozedere mit dem Abholen des Papstes eingeschliffen, wie sich manches in alten Beziehungen halt so eischleift. Die Mission der himmlischen Gesandten war immer auf drei Wochen angesetzt.
Dabei war der Zeitraum so gewählt, dass der Papst jeweils eine Woche Zeit hatte, Gott, Jesus und dem Heiligen Geist zu huldigen, damit er unbeschadet früherer Ereignisse zum Ende der drei Wochen das Recht auf Eintritt ins Himmelreich haben würde.
Petrus war jetzt zwei Wochen auf der Erde unterwegs, und es gab nach wie vor kein verlässliches Anzeichen, dass er überhaupt schon beim Papst vorgesprochen hatte, um ihn auf seine nahende Himmelreise vorzubereiten. Das Körpergerüst, dass Gott dem Papst verliehen hatte, drohte, in sich zusammenzustürzen, noch ehe der Geist in Sicherheit war. Über dem Petersdom war blauer Himmel und die Sonne schien angestrengt. Gott suchte nach Petrus. Johannes, dem Wetter Spaß zu machen begann, bemängelte, dass auf dem Dienstplan für Rom jetzt dichtbewölkter anstatt blauer Himmel stehe. Gott seufzte, nickte und beschloss, ein Nickerchen zu machen.
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