erschienen in Kommunikaze 3, April 2003
Wie das Licht sich so frühlinglich an die Häuser wirft und die Ampeln strahlen wie von Vorfreude verschleiert. Alles scheint einem so unreal entgegen, und eine Schläfrigkeit liegt in den Gassen, wo die Märzsonne die Menschen kitzelt. Autos kriechen vor deinen Augen träge durch dieses sonnnigliche Tuch von Tag, während die Kälte angenehm in die Wangen beißt.
Alles scheint sich wie hinter einem Schleier abzuspielen, sogar die Augen bewegen sich langsamer, und der ganze Körper zittert vor Genuss beim Einsaugen dieser erwartungsschwangeren Sonnendüfte. Fülle die Lungen tief mit knospender, frühlingsschwingender Luft, mit prickelnder Verheißung auf das Bessere, das kommt, wenn die Wärme kommt, und Blüten sich knospendplatzendschwellend übers Land erbrechen...Wie die Menschen da durch die wunderbar seelekitzelnde Frühlingssonne marschieren, pseudo-spazieren, die Weibchen spitzmündig an ihre Männchen gehängt, die den ausgestellten Neuwagen der Autohäuser hechelnd nachgaffen oder verträumt-sinnierend-sehnsuchtsvolle Blicke auf das glitzernde Gehäuse werfen. Es scheint, als bummelten sie nur hier entlang, weil man sonntags, wenn die Sonne scheint, eben spazieren geht. Das ist halt so und war schon immer so.
Wie die prickelnde Vorfrühlingsluft, die deine Gedanken in sommerfiebrige Gefilde reißt, an ihnen unbemerkt abzuperlen scheint, an ihren resigniert-genervten, make-up-geschwängerten Gesichtern hinabtröpfelt.
Ausufernde Sommer-Träumereien keimen in mir, ich flimmere in Erwartung. In Erwartung hitzegestauter Sommerwiesen und t-shirt-ärmeliger Gelassenheit unter raschelnden, grünflirrigen Blättern und Gewittermücken auf der Haut. Schlingerndes Grünzeuggewurschtel umschlingt sommerschwitzenden Hitzestaub. Von der Liege baumelnde Gliedmaße und träge verrieselnde Zeit. Im Baum hängen zwei Katzenaugen. Und tausend Sommerdüfte im Haar, das schmeckt nach Chlorwasser und eiszerschmolzenem Nass auf der Zunge, und streichelndem Wind auf nackter Haut und im auslaufenden Wasser auf schlammigem Sand liegen wie ’ne Nixe im Paradies. So in diesen Vorhang aus flirrender Wärme gepackt, ich schmeck’ es auf der Zunge...
Sonne tropft ihren Glanz an die Hausfassaden und in mich hinein. Es blüht, es perlt, es strebt prall nach Leben und rinnt durch meine Venen...
Frühling!
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