erschienen in Kommunikaze 7, November 2003
Witzigerweise hatten wir uns ja unter dem lustigen Namen „Team-Kommunikaze“ im Januar diesen Jahres für den Berlin-Marathon angemeldet. Das war natürlich ziemlich bescheuert. Dennoch sind wir am 28. September an der Siegessäule losgelaufen und teilweise auch 42,195 km weiter am Brandenburger Tor wieder angekommen.
Und dann stehen wir also da. An einem Sonntagmorgen um 9 Uhr in Berlin, die Siegessäule in Sichtweite. Neben uns 35.000 weitere Menschen, denen wohl auch nichts besseres für diesen Tag eingefallen ist. Wir stehen ganz hinten, bei denen, die noch nie zuvor einen Marathon gelaufen sind. Ganz vorne warten die Guten, die in zwei Stunden die Ziellinie überqueren werden und in vier Stunden gerne die Siegesprämie entgegennehmen wollen, auf den Startschuss. Der fällt dann auch, und so langsam setzt sich alles in Bewegung und wir mit.
Das Team Kommunikaze hat seinen ersten Mann schon vor dem Start verloren: Jan Paulin, durch eine Virus-Infektion, zuviel Zigaretten und durch keinerlei Training in den Marathonvorbereitungen zurückgeworfen, ist nicht mit nach Berlin gekommen, sondern zur Regeneration nach Bologna gereist.
Daniela und ich wissen noch nicht, was uns erwartet. Wir wollen erst einmal zusammen laufen und sollten wir uns verlieren, wollen wir uns entweder im Ziel am Brandenburger Tor oder in der Charité an der Herz-Lungen-Maschine wiedertreffen.
Unser Trainingsprogramm war auch nicht viel effektiver als das des Herrn Paulin. Daniela ist in den letzten zehn Wochen zweimal trainieren gewesen, ich war zumindest schon einmal 36 km ohne umzufallen gelaufen. Ein Platz unter den ersten 29.000 sollte durchaus drin sein.
Nach den ersten zehn Kilometern geht es uns noch sehr gut. Wir sind seit 1:06 Stunden unterwegs und damit viel zu schnell, reden uns aber begeistert ein, dass ja jetzt schon ein Viertel der Strecke geschafft sei. An der Verpflegungsstation nehmen wir uns noch einen Apfel und eine Banane mit und sind beeindruckt von den zahlreichen Zuschauern, die am Straßenrand an uns vorbeifliegen.
Auf Kilometer 14 wartet unser einziger Fan: Jens hat uns seine Wohnung für das Wochenende zur Verfügung gestellt und gibt uns jetzt noch den Hinweis, dass wir ja schon ein Drittel der Gesamtdistanz hinter uns haben.
Als wir 20 km gelaufen sind, zieht es in meinem Oberschenkel, Daniela hat jeglichen Gesprächskontakt abgebrochen und ist wohl mit ihrem Laufrhytmus beschäftigt. Mir wird klar, dass wir noch nicht einmal die Hälfte der Gesamtdistanz gelaufen sind. Es hilft ja nichts.
Noch immer haben wir unser Ziel fest vor Augen: Um 16: 43 fährt der Zug nach Osnabrück und wir wollen da mitfahren. Jetzt ist es 11:37. Noch ist also alles drin...
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