Die Frau mit den komischen Träumen 2

von Anna Groß

erschienen im Rahmen der Titelrubrik in Kommunikaze 21, Oktober/November 2006

Ich hörte mittags nach der Schule die Nachrichten im Radio. Und dann musste ich weinen, als ich in den Keller ging, um die abgesägte Schrotflinte zu holen. Ich rief die Katze ins Haus und drückte ihr widerstrebendes, staubiges Köpfen an meine nassen Wangen. Dann kommt die Schwester und schließt die Haustür auf, und ihr fragender Blick lässt meinen Arm zittern. Aber den Abzug, den drücke ich. Glaub mir, es ist besser so. Ich weiß, es ist besser so. Und die Katze will nur weg, weil sie genau weiß, aber was weiß sie denn? Gar nicht kannst du fliehen. Es ist schon lange da. Und sie zerspringt in tausend Teile, und der ungläubige Blick der Schwester rutscht an der Wand herunter.

Ich übergebe mich in den Flur. Ist es das jetzt schon?
Und wir müssen nicht mehr warten, bis uns die Zähne ausfallen und die Haare, und wir unsere Eingeweide auskotzen, weil sie von der Strahlung zerfressen sind, oder uns Aufräumer in Schutzanzügen beseitigen. Stecke ich mir den kühlen, metallisch schmeckenden Lauf in den Mund und drücke ab.

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