erschienen als Titelartikel in Kommunikaze 14, Juli 2005
Veit Larmann, 31 Jahre alt, Student der Europäischen Studien an der Universität Osnabrück und bekennender Kommunikaze-Fan: Lange Zeit hatte er als Einziger am Gewinnspiel der Februarausgabe teilgenommen und das Lösungswort „Kopfsalat“ an die Redaktion übermittelt. Für uns Grund genug, diesen vielleicht einzigen Leser im Interview einmal näher unter die Lupe zu nehmen. Ehrensache natürlich auch, dass das Interview von den drei großen, alten Männern der Kommunikaze, Paulin, Grundorf und Berendes, geführt wurde. Ihre Strategie für das Gespräch: ein Minimum an Vorbereitung gepaart mit einem Maximum an Dummdreistigkeit. Veit Larmann steht der Kommunikaze-Chefredaktion exklusiv Rede und Antwort. Lest selbst!
Grundorf: Langsam wird es wieder wärmer. Wie verbringt Veit Larmann den Sommer?
Larmann: Hauptsächlich werde ich meine Abschlussarbeit schreiben, aber ich hoffe, es bleibt noch Zeit, dann und wann an den Baggersee zu fahren -- ich dachte, Ihr arbeitet jetzt hier den klassischen Hundert-Fragen-Katalog ab.
Alle: Gibt’s so was?
Larmann: Ja.
Grundorf: Nun gut. Machen wir nicht. Veit, Du bist schon länger Kommunikaze-Leser. Welches war denn bislang Deine Lieblingsausgabe? Und was gefällt Dir besonders gut an der Kommunikaze?
Larmann: Die Amerika-Ausgabe habe ich sehr genossen. Prinzipiell finde ich super, dass Leute einfach Initiative zeigen und eine Zeitschrift machen..
Alle: Soso, wir glauben übrigens, dass Du ungefähr unser einziger Leser bist.
Larmann: Meint Ihr? Das sehe ich anders.
Alle: Doch, doch. Wir glauben schon.
Larmann: Hmm…eigentlich hat ja auch meine Freundin das Rätsel gelöst. Da wären es dann ja schon zwei Leser...
Berendes: Anderes Thema. Veit, Du hast ja sehr lange in Portugal gelebt…
Larmann: …nein.
Berendes: Ach so. Aber im Ausland warst Du mal?
Larmann: Ja, ich war in Frankreich.
Berendes: Aber Du hast doch auch mal in Irland gelebt?
Larmann: Nein.
Grundorf (entgeistert): Ja, aber Du kanntest doch mal in Irland einen Barkeeper, der ein Beckett-Stück auswendig konnte?
Larmann: Nein, ich habe mal in Osnabrück als Barkeeper gearbeitet und dann einen getroffen, der in Radfahrerklamotten in der Disco war und das Beckett-Stück „Erste Liebe“ auswendig gelernt hatte. Und der kam aus Irland… hatte ich Dir nicht mal ein Beckett-Buch geliehen?
Grundorf: Veit, Du bist ja Beckett sehr verbunden?
Eigentlich nicht…was hat der denn sonst noch so geschrieben?
Paulin: Zum Beispiel „Warten auf Godot“
Larmann: Ach ja, sicher.
Berendes: Du lebst ja schon längere Zeit in Osnabrück. Was ist denn an Osnabrück beispielsweise schöner als an Grevenbroich?
Larmann: Wo liegt das denn?
Grundorf: Am Niederrhein.
Larmann: Schön.
Grundorf (zu Berendes): Wie hast du denn gerade Grevenbroich ausgesprochen?
Berendes: Grevenbroich
Grundorf: Es muss aber Grevenbroooch heißen!
In den folgenden zehn Minuten entbrennt eine Diskussion darüber, wie der Name Grevenbroich auszusprechen ist. Schon bald spitzt das ganze Kaffeehaus aufmerksam die Ohren. Paulin beendet die Debatte mit der Bemerkung, dass das Hinzufügen einiger Schnalzlaute zur korrekten Aussprache unabdingbar sei und kehrt dann zum eigentlichen Interview zurück.
Paulin (zusammenhanglos): Und was ist mit Kassel?
Larmann: Da war ich mal auf einer Party.
Alle: Schön.
Grundorf: Veit, Du lebst ja nicht nur in Osnabrück, sondern machst hier auch irgendwas mit EU…
Larmann: Ja, ich arbeite im Euro-Info-Cen-ter der FH.
Grundorf: Das passt gut, denn die EU ist ja gerade ziemlich in der Krise, und damit noch nicht genug: Deutschland am Abgrund, die Regierung strauchelt, dann noch der letzte Platz beim Grand Prix, mit Schumacher zusammen mag keiner mehr fahren - wie tief kann Deutschland noch sinken?
Larmann: Mit einer Frau Merkel wird es jedenfalls kaum besser werden. Es wird sich ja noch nicht mal was ändern. Im Grunde ist das ja nur ein Manöver für eine große Koalition…ist eigentlich einer von Euch bei der SPD?
Alle: Wir stellen hier die Fragen.
Larmann: Ich habe ja gehört, dass die Regierung jeweils nur 25% von allem beeinflussen kann, weil das alles so institutionell verschränkt ist.
Grundorf: Ach so. Um noch einmal auf Portugal zurückzukommen, wo Du ja lange gelebt hast: Sollte Portugal Mitglied der EU werden?
Larmann: Portugal…ein Land, in dem ich übrigens tatsächlich NIE gelebt habe, aber Mitglied in der EU sind sie ja trotzdem schon.
Grundorf (skeptisch): Was meinst Du: Sollten sie denn austreten?
Larmann: Nein, ich finde, alles sollte beim Alten bleiben.
Grundorf (versunken): Ja, so ist es sicherlich das Beste
Alle halten kurz inne und schauen eine vorbeikommenden Frau im knappen Bikinioberteil nach. Außer Veit natürlich, denn der hat eine Freundin. Weiter im Text:
Berendes: Veit, Du bist auch eine Person des öffentlichen Lebens. Ich spiele da vor allem auf Deinen Internetauftritt www.veit-larmann.de an. Wie lebt man eigentlich damit, wenn man so gefragt ist?
Larmann (bescheiden): Eigentlich stand ja bei dem Internetauftritt im Vordergrund, dass ich einen sehr komplizierten Lebenslauf habe, und da wollte ich einfach mal Klarheit schaffen.
Grundorf (verunsichert): Ach so, na ja, wir haben uns eigentlich nur die Fotos von Deinen Cocktailpartys angeguckt…
Sollen wir jetzt Fragen zu Deinem Lebenslauf stellen?
Larmann: Ich weiß nicht.
Kurze Stille.
Paulin: Veit, Du hast ja bekanntermaßen einen sehr komplizierten Lebenslauf. Wie kommt es eigentlich dazu?
Larmann: Naja, ich fand es in der Schule scheiße und habe erst mal eine Ausbildung gemacht. Danach habe ich dann das Abi nachgeholt.
Paulin: Was hast Du denn für eine Ausbildung gemacht?
Eigentlich habe ich mal Schlosser gelernt: Mein Vater war Industriearbeiter. Schweißer
Grundorf: Schweizer?
Larmann: SCHWEISSER!
Grundorf: Ach so. Wenn Du nun aber keiner Lust auf Schule hattest, was hast Du denn dann noch so gemacht?
Larmann (verschmitzt): Ach, nichts Besonderes. Obwohl ich aus dem Nordkreis komme, habe ich nie einer Mofagang angehört und war auch nie Messdiener.
Berendes: Hmmm. Veit, Stichwort portugiesische Außenpolitik der 60er Jahre…
Larmann: Ja, was denn?
Grundorf: Ja, kannst Du Dich dazu irgendwie äußern?
Larmann: War das nicht damals eine Dikatur?
Berendes (ertappt): Ja, kann sein.
Larmann (insistierend): Ich glaube schon.
Grundorf (auftrumpfend): Ja, doch, das stimmt. Und einer der Aufständischen, die da die Demokratie mit eingeführt haben, stand glaube ich letzte Woche bei "gestorben" im Spiegel drin...oder in der Süddeutschen.
Schweigen.
Larmann: Ich hatte mal in Frankreich eine portugiesische Mitbewohnerin.
Schweigen.
Grundorf: Veit, was meinst Du: Welcher deutsche Kaiser war wohl Martin Luthers größter Wiedersacher?
Larmann: Das weiß ich nicht.
Paulin: Kaiser Wilhelm.
Berendes (irritiert): Welcher Wilhelm?
Grundorf: Du bist doch gar nicht dran. Na komm, Veit! Mit K.
Larmann: War das nicht der Papst?
Grundorf (ungehalten): Nein, MIT K!
Larmann (erbost): ICH WEISS ES NICHT! Karl der Große?
Grundorf: Nein, Karl der Fünfte.
Larmann: Ah ja... Im Hundert-Fragen-Katalog wird auch gefragt, was denn so die Lieblings-CD ist. Könnt Ihr mich nicht so was fragen?
Paulin (die Augen verdrehend): Was ist Deine Lieblings-CD?
Larmann: ...von Belle & Sebastian...die Rote.
Paulin: Ah, die Rote, die heißt doch irgendwie so...
Larmann: Ja...irgendwie so.
Paulin (entzückt): Und dann gab's da ja auch noch so eine Grüne. Die hatte so einen langen Titel.
Larmann: Ja, die war auch klasse.
Paulin und Larmann schauen versunken ins Leere.
Grundorf: Noch mal zurück zur Kommunikaze: Wie lange liest Du uns schon?
Larmann: Hmmm...ungefähr drei Jahre?
Grundorf (zweifelnd): Gibt's uns überhaupt schon so lange?
Berendes (versöhnlich): Naja, zweieinhalb Jahre sind es schon...
Grundorf: Ja, Veit, zweieinhalb Jahre: Kannst Du Dich denn noch an die Anfänge erinnern?
Larmann: Eigentlich nicht.
Paulin (halb zu sich): Kein Wunder... (laut) ...die Erste haben wir ja selbst hinterher aus den Papierkörben am Neumarkt sammeln müssen.
Larmann: Was motiviert Ecuh eigentlich?
Grundorf: Das weiß ich nicht…(zu Berendes) Stefan, was motiviert uns eigentlich?
Larmann (einhakend): Macht Ihr das aus Spaß, oder (verächtlich) nur für den Lebenslauf?
Alle: Nein nein, schon für den Lebenslauf.
Larmann: Aha. Wie bekannt seid Ihr denn mittlerweile?
Berendes (aufgeregt): Vor zwei Jahren war glaube ich mal ein kleiner Artikel über uns im Stadtblatt…
Darren: …den Du immer noch gerahmt auf dem Gäste-WC hängen hast.
Larmann: Wollt Ihr eigentlich irgendwann mal Geld dafür nehmen?
Berendes: Eher im Gegenteil: Wir versuchen eigentlich schon seit Jahren, inhaltlich an einen Punkt zu kommen, an den uns die Leser nicht mehr folgen können und wollen.
Paulin: Der Punkt war spätestens mit der Pferdeausgabe erreicht.
Berendes (unbeirrt): Genau. Als ich die in der Mensa wieder eingesammelt habe, wollte ein Mädchen ihr Heft unbedingt behalten, weil es sich so für Pferde interessiert.
Alle lachen.
Grundorf: Veit, was glaubst Du, könnte Kommunikaze besser machen?
Larmann: Interviews.
Paulin (ablenkend): Machst Du eigentlich auch Sport?
Larmann: Mein Nachbar bringt mir jetzt Fußball bei…
Grundorf: Ist das nicht ein bisschen spät mit 31 Jahren?
Larmann: Wieso? Da kann man direkt in die Altherrenmannschaft.
Paulin: Kennst Du denn die Regeln?
Larmann: Es geht.
Grundorf (streng): Was gibt’s denn zum Beispiel beim Tor-Aus? Na?
Larmann: ..vielleicht Eckball?
Grundorf: Richtig. Das war knapp, Veit. Was machst Du sonst für Sport?
Larmann: Früher Radrennen. Heute Muckibude.
Grundorf: Hast Du denn das Radrennen professionell betrieben?
Larmann: Ja, schon.
Grundorf (aufgeregt): Hast Du einen Pokal?
Larmann: Nein. Habt Ihr eigentlich bei der Kommunikaze irgendwelche Traditionen? Zum Beispiel zusammen am Rubbenbruchsee Pastis trinken?
Alle (ratlos): Nein.
Larmann: Hmm.
Kurze Stille.
Larmann: Naja, ich muss dann jetzt auch…
Paulin: Wie sagt man noch auf Portugiesisch…
Larmann: ICH WEISS ES NICHT!
Alle: Veit Larmann, wir danken für dieses Gespräch.
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